Im Jahr 1902 wurde die erste Seebrücke in Binz errichtet. Sie war aus Holz gefertigt und erstreckte sich über eine Länge von 560 Metern. Die Gemeinde hatte den Bau initiiert, um den damals hauptsächlich mit Schiffen anreisenden Besuchern den mühsamen Transfer und das Verladen ihres Gepäcks auf kleinere Boote zu ersparen. Mit der Einweihung am 22. Juli 1902 konnten nun auch größere Schiffe direkt anlegen. Die Seebrücke wurde mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet, die durch eine Dampfmaschine in der Nähe des Binzer Kurhauses erzeugt wurde. Außerdem befand sich am Brückenkopf ein Restaurant.
Leider wurde das Bauwerk nur wenige Jahre später in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember 1904 bei einem Sturmhochwasser zerstört. Im Jahr 1906 wurde an derselben Stelle ein Neubau errichtet, der später den Namen "Prinz-Heinrich-Brücke" erhielt.
Am 28. Juli 1912 brach ein Balkon unter der Last der zahlreichen Besucher, als das Schiff "Kronprinz Wilhelm" anlegte. Dadurch stürzten 50 Menschen ins Wasser, wobei 17 von ihnen ums Leben kamen. Als Folge dieses Unglücks wurde am 19. Oktober 1913 die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gegründet.
Mit der Eröffnung des Rügendamms in den Jahren 1936/37 und dem Ausbau des Straßennetzes auf der Insel verloren die
Seebrücken an Bedeutung und wurden hauptsächlich als touristische Attraktion genutzt. Aufgrund mangelnder Instandhaltung und Verwitterung stürzte das Bauwerk im Jahr 1942 ein und wurde auch in der Nachkriegszeit nicht wiederaufgebaut. Erst nach der politischen Wende beschloss man den Neubau einer Seebrücke in Binz. Die neue Seebrücke, die am 21. Mai 1994 eingeweiht wurde, erstreckt sich über eine Länge von 370 Metern. Sie ist 3 Meter breit und hat am Brückenkopf eine Wassertiefe von etwa 4 Metern. Heutzutage dient sie als Anlegestelle für Ausflugsschiffe und ist jährlich Austragungsort des Brückenfests mit einem beeindruckenden Höhenfeuerwerk.